Publikation: Rüsselsheimer Echo
Datum: 18.05.2013
Vortrag – Jan-Uwe Rogge begeistert mit seinem Erziehungskabarett sein Publikum in der IGS Mainspitze
Jan-Uwe Rogge gastierte am Donnerstagabend in der Integrierten Gesamtschule Mainspitze. Der Familientherapeut bringt ernste Themen mit süffisantem Humor und einem Augenzwinkern rüber. Auch in Ginsheim kringelten sich die mehr als 150 zuhörenden Mütter und Väter vor Lachen.
Hinter den Fassaden familiärer Harmonie lauert das Grauen. Kleine Monster, heranwachsende Quälgeister und pubertierende Terroristen sind anscheinend einzig und allein nur aus einem Grund auf die Welt gekommen: Sie wollen ihre Eltern an den Rand des Wahnsinns und darüber hinaus bringen. Nein, so spricht kein Kinderhasser. So spricht einer, der nicht nur selbst Kinder und Enkelkinder hat, sondern sie sogar zu seinem Beruf gemacht hat. Jan-Uwe Rogge ist Familientherapeut. Was er in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat, füllt nicht nur Bücher, sondern auch die Säle von Kleinkunstbühnen. Wenn Rogge nämlich nicht in seiner Praxis oder vor der Schreibmaschine sitzt, steht er auf der Bühne und macht Erziehungskabarett.
Damit gastierte er am Donnerstagabend auf Einladung des „Elternforums Mainspitze“ in der Integrierten Gesamtschule in Ginsheim. Die mehr als 150 Mütter und Väter im Auditorium waren begeistert, kringelten sich phasenweise vor Lachen. Süffisant hält Rogge seinen Zuhörern den Spiegel vor: „Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als ihr noch keine Kinder hattet?“, fragt er diebisch grinsend. Die meisten der vor ihm sitzenden Eltern fühlen sich ertappt. „Natürlich wolltet ihr alles anders und alles besser machen, als es eure Eltern getan haben.“ Zustimmendes Nicken. Doch jede Generation an Eltern macht die Rechnung ohne den Wirt: das Kind. „Habt ihr auch so eine dreizehnjährige Kröte zuhause?“ Wieder dieses schadenfrohe Grinsen. Wieder zustimmendes Nicken.
Rogge hat sie in unzähligen Sitzungen vor sich gehabt: Eltern von kleinen Kinder, Eltern von Pubertierenden. Was sie durchmachen müssen, erfüllt den Tatbestand der Beleidigung, der seelischen Grausamkeit, des Mobbings und des Psychoterrors. Bestes Beispiel ist die heranwachsende Tochter, die zur Party eingeladen ist. Die Mutter will, dass sie spätestens um 22 Uhr zuhause ist. Was folgt ist ein Psychoduell, gegen das die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber wie ein Kaffeekränzchen anmuten. Kinder haben es aber auch nicht gerade leicht. Der Vater ein softer Pferdeschwanzträger, die Mutter eine yogatreibende Rote-Kreuz-Schwester. Wie soll das konfliktfrei funktionieren?
So köstlich Rogges Erziehungskabarett auch ist, es hat einen ernsten Hintergrund. „Das einzige, was bei einer Erziehung sicher ist, ist die Gewissheit, dass es völlig unsicher ist, wie sie ausgeht.“
Diese Erkenntnis sollte eigentlich ausreichen, verhärtete Fronten aufzuweichen, tut sie selbstverständlich aber nicht. Was aber auch nicht schlimm ist. Denn Kinder sind, das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis, die der Familientherapeut vermittelt, das Schönste, was man sich wünschen kann.