Wie erziehen Eltern besser? Eff sprach mit Jan-Uwe Rogge. Sie sprechen von dem täglichen „pädagogischen Oscar“, den viele Eltern heute erreichen wollen. Woher kommt dieser Hang zum Perfektionismus?

Das hat viele Ursachen. Zum einen glauben viele Eltern, Erziehung funktioniere wie ein Kochbuch. Sie suchen nach dem Rezept für ihr Problem und gehen davon aus, mit den richtigen Zutaten das erwünschte Ergebnis zu bekommen. Eine Briefschreiberin hatte mir mal geraten, ein Stichwortverzeichnis in meine Bücher einzubauen. Zum Beispiel „Aufräumen S. 71 bis 75“. Dann könne man meine Bücher noch besser gebrauchen.
So funktioniert das natürlich nicht. Erziehung ist nun mal kein störungsfreier Prozess und lässt sich auch nicht planen, nach dem Motto: Die und die Zutaten stecke ich rein, und dann räumt mein Kind perfekt sein Zimmer auf, ist strebsam und fleißig und macht keinen Ärger. Dazu kommt, dass viele Eltern heute die Angst treibt, die Entwicklung ihrer Kinder werde massiv gestört und sie seien für den Rest des Lebens versaut, wenn in der Erziehung Fehler gemacht werden.
Zum Dritten stellen Kinder heute einen besonderen Wert für Eltern dar. In ihnen spiegeln sich die Wünsche und Sehnsüchte der Eltern wider, Kinder sind Teil ihrer Selbstverwirklichung geworden.

Jan-Uwe Rogge Eltern streiten

Eltern streiten, Bild von Rawpixel

„Erziehung als Tüv-Liste zum abhaken?“

Erklärt sich daraus die Unsicherheit, die viele Eltern in Erziehungsfragen haben? Der Markt für Erziehungsratgeber boomt – auch Ihre Bücher sind jedes Mal Bestseller.

Viele Erziehungsratgeber legen nahe, dass es so etwas wie eine TÜV-Liste gibt, anhand derer die Entwicklung der Kinder geprüft und abgehakt wird. Und funktioniert ein Kind mal nicht nach der Liste, muss dieser Mangel sofort behoben werden. Diese Sterilität dieser Erziehung finde ich persönlich ganz furchtbar. Sie entmündigt die Eltern und macht sie zu Erziehungsfunktionären.
Mir geht es in meinen Büchern in erster Linie darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Die Eltern sicherer zu machen, indem ich sie darin bestärke, die Unvollkommenheit, das Chaos zuzulassen und akzeptieren zu lernen. Chaos ist eine Form von Lebendigkeit, die im Zusammenleben mit Kindern immens wichtig ist.

Ist denn Erziehung schwieriger geworden?

Heute weiß man viel über die Entwicklung des Kindes. Wie es denkt und fühlt. Dieses Wissen ist einerseits hilfreich, manchmal aber auch belastend. Es ist nicht schwieriger geworden, aber wir machen es uns – nicht zuletzt auf Grund dieses Wissens – schwerer. Da bleibt schon mal die Leichtigkeit des pädagogischen Seins auf der Strecke. Wir sollten alle wieder mehr auf unser Gefühl achten, ein bisschen mehr aus dem Bauch heraus erziehen. Und den Humor nicht vergessen. Humor ist ganz wichtig bei allem, was wir tun. Humor entlastet und befreit von den erzieherischen Mühen des Alltags.

Geschwister Geschenke RoggeDas Buch Geschwister – eine ganz besondere Liebe ist ein Werkzeugkasten, es stellt die Werkzeuge bereit, um Geschwisterkinder ins Leben zu begleiten, aber anwenden müssen Eltern die Werkzeuge auf ihre Art und Weise.

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