Jan-Uwe Rogge Buchcover Kinder brauchen Grenzen Collage

Bücher erzählen Geschichten – Bücher schreiben Geschichte(n)

Es war wohl Anfang der neunziger Jahre! Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ein Jahrzehnt Eltern beraten, Familienseminare und Fortbildungen für pädagogisches Fachpersonal durchgeführt, als ich daranging, meine Erfahrungen aufzuschreiben.

1990 hatte ich den Bestseller „Kinder können fernsehen!“ verfasst – ein Titel, der damals eine ziemliche Provokation darstellte. Die Glotze, das war damals ein Feindbild sondergleichen – so ähnlich wie es die Computerspiele oder das Internet heutzutage sind. Buchtitel wie „Die Droge im Wohnzimmer“ oder „Wir amüsieren uns zu Tode“ waren angesagt. Und dann kam ein Titel wie „Kinder können fernsehen!“ Das war für manche, die Medienpädagogik mit Suchtprävention verwechselten, eine ungeheure Provokation. Sei’s drum!

Gleichwertigkeit & gleichrangig

Gelassenheit – nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit – hat nur selten die pädagogische Diskussion hierzulande geprägt. Das war natürlich eine These, die Aufmerksamkeit hervorrief – und das zugleich sollte. Das will ich gar nicht verschweigen. Und das noch zu einer Zeit, in der die anti-autoritäre Erziehung in aller Munde war.

Alexander Neill und sein schulisches Modell in Summerhill galt vielen als Vorbild und Sehnsuchtsort zugleich. Aber es war kein Anti-Buch! Alexander Neill war eine Autoritäts- und Respektsperson, der schrieb und wusste, was er tat. Die Erziehungspersönlichkeit stellte für ihn eine Person dar, die Respekt erwartete, aber zugleich Kinder respektierte und wertschätzte. Erziehungsbeziehungen – also die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern – waren für ihn nicht gleichrangig (Eltern sind eben älter und daraus leitet sich das Wort „Eltern“ ab!), aber gleichwertig. Jesper Juul hat diese Beziehung gleichwürdig genannt.

Kinder – so die Ausgangsthese meines Buches – sind Geschenke, von denen die Erwachsenen viel lernen können.

Sie haben das Recht auf Autonomie und Eigenständigkeit, auf eigene Räume und Zeiten, um sich zu entwickeln. Erziehung – so manch andere Überlegung – hat nichts mit Ziehen, vielmehr mit Beziehung und Begleitung zu tun. Das mag gegenwärtig wie normal und selbstverständlich klingen, in der Schlagworte wie „bindungs- und bedürfnisorientiert“ in aller Munde sind, damals, in den 90iger Jahren, war es das nicht.

Das Buch ist mittlerweile über eine Million Mal verkauft, in achtzehn Sprachen übersetzt.

Ich habe über die Jahre viele Briefe bekommen, die witzigsten aber von Kindern.

Mir schrieb einmal ein zehnjähriger Junge, ich habe so viele Tricks von Kindern darin einfach verraten, aber, so fuhr er fort: „Ich habe mir neue ausgedacht. Die verrate ich dir nicht!“ Um ganz am Ende hinzuzufügen: „Wenn du den allerneusten wissen willst, dann schreibe mir!“ Kinder können solidarisch sein, wenn man sie versteht!

Dann gab es auch unschöne Angelegenheiten. Ende der neunziger Jahre sah ein pensionierter Schulleiter mein Buch als Fortsetzung nationalsozialistischer Erziehungsliteratur, und verbreitete seine ungeheuerlichen Thesen immer wieder. Er unterließ dies erst, als ich ihm eine Klage androhte. Solch Kleingeister gab es immer wieder. Aber solche Situationen waren stets die Ausnahme.

Seit Erscheinen bin ich als Handlungsreisender in Sachen „Grenzen“ unterwegs. Und tue dies gerne. Die Eltern von damals sind heute häufig Großeltern, und die Kinder von damals sind heute Eltern.

Neulich stand eine Mutter vor einem Seminarraum und erwartete mich. Mit einem strengen Blick. „Ich nehme gleich an Ihrer Veranstaltung teil“, meinte sie ernst. „Ich habe Sie früher richtig gehasst!“ „Was habe ich Ihnen getan?“ „Eigentlich nichts!“ Ihr ernster Blick wich einem Schmunzeln, um dann hinzuzufügen: „‚Kinder brauchen Grenzen‘ war die Bibel meiner Mutter! Wirklich! Sie hat Sie“, schaute mich dabei grinsend an, „und das, was Sie da geschrieben haben, so was von ernst genommen!“ Kopfschüttelnd sagte sie: „Das glauben Sie gar nicht! Sie hat alles ernst genommen.

Das Buch lag mit dem Titel nach oben immer rum, als wollte sie sich Mut machen und mir zeigen: Jetzt geht hier eine neue Zeitrechnung los!“ „Und weshalb sind Sie denn nun hier?“ „Irgendwie hat die Klarheit mir gut getan.“ Sie grinst breit: „Und das möchte ich meiner Tochter weitergeben. Man sagt doch immer, mache mehr davon, was funktioniert. Und nun freue ich mich auf das Seminar!“

Mehr als ein Rezeptbuch – ein Mutmacher-Buch für Eltern!

Was mir allerdings auch aufgefallen ist: Viele haben das Buch als Rezeptbuch missverstanden – so nach dem Motto: „Wo finde ich den richtigen Tipp, damit mein Kind endlich aufräumt!“ Nein, Kinder brauchen Grenzen, keinen Ratgeber, das Ratschläge gibt – sind doch Rat-Schläge auch Schläge, deren blaue Flecke man erst Tage später wahrnimmt. Deshalb habe ich auf ein Stichwortverzeichnis – z.B. Aufräumen S. 81-102 – verzichtet.

Es geht im Buch vielmehr um Haltungen, Haltungen der eigenen Person und gegenüber dem Kind.

Denn Grenzen zu setzen, das bedeutet auch, Zumutungen auszuhalten: Ich mute mir etwas zu! Ich mute dem Kind etwas zu! Und diese Zumutungen, die kann man nur aushalten, wenn die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern tragfähig sind.

Deshalb ist das Buch auch ein Mutmacher-Buch für Eltern, in Beziehung zu sich selbst und den Kindern zu treten. Vor allem ist es aber ein Buch, um Eltern zu entlasten, es ist ein Buch voll von Geschichten, die zum Schmunzeln, zum Lachen auffordern, ein Buch ohne erhobenen Zeigefinger. Denn Erziehung hat nichts zu tun mit Punktesammeln für das Pädagogen-Paradies. Da sollte man niemals hingehen, weil da diejenigen sitzen, die man schon auf Erden nicht leiden konnte.

Also: Wer sich als Mutter und Vater mit all seinen Stärken, aber verzeihlichen Schwächen annehmen kann, der kann auch seine Kinder so annehmen, wie diese sind und nicht, wie man sie gerne haben möchte.

„Meine Mama“, erzählte mir einst eine Neunjährige, „meine Mama will nur mein Bestes!“, um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: „Aber was bleibt dann für mich?“ Erziehung ist eben kein Hochleistungssport. Wer das versucht, den erden die Kinder. Sie sind eben Geschenke!

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– Persönlich per Mail an hallo@jan-uwe-rogge.de

Die ersten 10 Einsendungen, die mir bis zum 06.06.23 (Einsendeschluss) auf einem der oben genannten Wege ihre Geschichte erzählen, erhalten eine DVD oder ein Buch zum Thema „Kinder brauchen Grenzen“. Das Los entscheidet, was Sie erhalten.

Alle Infos zu den Teilanhmebedingungen finden Sie hier.

Ein großes Dankeschön für all ihre Unterstützung als Mütter, Väter Kinderbgleiter*innen und als Fans, die an und mit diesem Buch viel Freude gehabt haben und mir in den 30ig Jahren treu geblieben sind.

Buchempfehlungen:

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