Der Weg in die Schule ist der Weg weg von zu Hause. Ankommen im Schulgebäude meint auch Ankommen in einer sozialen Gruppe, bedeutet die Hinwendung zu Gleichaltrigen. Die Eltern bleiben zwar als zentrale Bezugspunkte wichtig, doch die Bedeutung der Freundinnen und Freunde wächst.
Freunde in der SchuleDer Kontakt zu ihnen ist wichtig, um neue Wege zu gehen. Ein Wir-Gefühl wird aufgebaut, Banden und Cliquen werden gebildet.
In der ersten Zeit gibt es den „besten“ Freund, die „beste“ Freundin, mit denen man durch Dick und Dünn geht und denen man vieles anvertraut. Daneben bilden sich viele lose und häufig wechselnde Freundschaften. Eine echte, Gruppenbindung entsteht meist um das achte Lebensjahr. Dabei konzentrieren sich viele Kinder auf eine feste Gruppe, die allerdings eingebettet ist in ein lockeres Netzwerk von anderen Kindern.

Eine Gruppe von Gleichaltrigen kann durchaus hierarchisch aufgebaut sein. Man ordnet sich einem führenden Kopf unter, der sich durch herausragende Fähigkeiten, durch sein Können an die Spitze einer Gruppe gesetzt hat. Manches Kind, das sich in dieser Zeit nicht mehr den Eltern unterordnen will, ordnet sich widerspruchslos in eine Gruppe ein, ja dem Führer der Gruppe unter. Um das sechste, siebte Lebensjahr bilden sich geschlechtshomogene Gruppen heraus. Jungen lehnen die Mädchen, Mädchen die Jungen vehement ab. Gemischtgeschlechtliche Freundschaften gibt es kaum, sie stellen eher die Ausnahme dar. Das schließt nicht aus, dass in der unmittelbaren Umgebung eines Kindes sehr wohl locker verwobene Netzwerke existieren, in denen Jungen und Mädchen miteinander konstruktiv kooperieren. Die Abgrenzung vom an deren Geschlecht dient der Ausbildung einer Jungen- bzw. Mädchen-Identität. Erst wenn diese abgeschlossen ist, gehen die Geschlechter wieder aufeinander zu, sind sie bereit, Freundschaften einzugehen. Zuvor sind Bindungen zwischen Jungen und Mädchen eher der Gegenstand von Witzen. Über solche Beziehungen spottet man, und es bedarf eines gehörigen Selbstbewusstseins, solche Freundschaften aufrechtzuerhalten und im Alltag umzusetzen.

Greifen Freunde erst einmal mit ihren Auffassungen in das elterliche Erziehungsgeschehen ein, dann ist nichts mehr, wie es einmal war. Und genau das ist wichtig, nehmen Gleichaltrige doch einen zentralen Raum in der Erziehung und der Entwicklung von Kindern ein. Sie relativieren elterliche Macht, ohne ihnen aber tatsächlich das Wasser abzugraben. Eltern bleiben zentrale Bezugspunkte; und deshalb könnten Vater und Mutter mit den Ansichten, die Freunde in den Erziehungsalltag einbringen, souveräner umgehen.